1. Münchner Nahtod-Kongress

Erfahrungen an der Grenze zum Tod

 In München fand am 10. November 2017 in den Räumen der Philosophischen Hochschule München, Kaulbachstraße 31, erstmals ein Kongress zum Thema "Nahtoderfahrung" statt. In Zusammenarbeit der Selbsthilfe-& Studiengruppe NahTodErfahrung München, Sprecher Werner Barz, und der Philosophischen Hochschule München,

Prof. Dr. Godehard Brüntrup SJ, Vizepräsident, sowie Prof. Dr. med. Eckhard Frick SJ, wurden Workshops durchgeführt, in welchen Personen mit Nahtoderfahrung über ihre Erfahrungen berichteten und Interessierten für Fragen zur Verfügung standen. Den Abschluss des Kongresses bildete ein sehr interessanter Vortrag des Kardiologen Dr. Pim van Lommel

zum Thema seines Buches "Endloses Bewusstsein", in welchem viele wissenschaftlich fundierte Gedankengänge in Bezug auf Nahtoderfahrungen aufgezeigt wurden.

 

Programm zum Kongress:

Dieses Video ist auch auf DVD erhältlich.

 

Siehe auch unter:

Literatur / DVDs zum Thema.

 

Zu DVDs zum Thema



Links zu Beiträgen aus Funk und Fernsehen sowie Zeitungsauschnitte


münchen tv

Interview: Herr Dr. h.c. Erich Lejeune mit:

Frau Dr. med. Dr. habil. Barbara Richartz,

Herrn Prof. Dr. Godehard Brüntrup,

Herrn Prof. Dr. Dr. Johannes Wallacher,

Herrn Dr. med. Pim van Lommel und

Nahtoderfahrenen der Münchner Studien- & Selbsthilfegruppe



  focus.de



Zeitungsberichte

Münchner Merkur

Bericht im Münchner Merkur vom 13.11.2017

Von Andrea Stinglwagner und Gabriele Riffert

 

München – Der Dachdeckermeister Werner Barz aus München erstickt fast auf der Heimfahrt aus dem Jesolo-Urlaub. 30 Jahre ist es her, dass ihn im Auto am Brennerpass das Bewusstsein verlässt. Doch an das, was dann passiert, erinnert sich der heute 77-Jährige noch genau. Damals kämpft er mit einer schweren Hirnhautentzündung, begleitet von beängstigend hohem Fieber. „Mein Atem ist immer weniger geworden“, erzählt er. „Im Auto habe ich noch meinen Sohn schreien gehört: „Der Papa stirbt!“ Dann hört Werner Barz nichts mehr.

 

Kurz darauf die Rettung: Ein Mann schafft es, den Sterbenden zu reanimieren und holt ihn ins Leben zurück. In den wenigen Minuten aber, die bis dahin verstrichen, geschieht für den Familienvater Unfassbares. „Mir war klar: Ich sterbe. Ich war ein bisschen gläubig und hab gedacht: Herrgott, da bin ich.“ Aber kein Jüngstes Gericht erwartet ihn. Im Gegenteil: „Es war, wie wenn auf einer Bühne ein Vorhang aufgeht und der Scheinwerfer strahlt“, sagt der Dachdeckermeister, der inzwischen in Rente ist. Ein Licht umfängt Ihn, gleichzeitig hat er ein „Gefühl von bedingungsloser Liebe und Geborgenheit“ jenseits von Zeit und Raum. Über Nahtoderfahrungen, wie sie Barz erlebt hat, sprach am Freitag der niederländische Kardiologe Pim van Lommel an der Münchner Hochschule für Philosophie, an der ein Kongress zu dem Thema stattfand.  

„Eine Nahtoderfahrung ist ein außerordentlicher Bewusstseinszustand“, erklärt der 74-Jährige. Bei Herzstillstand, im Schock oder sogar im Koma machen Patienten bisweilen außergewöhnliche Wahrnehmungen. Als Naturwissenschaftler habe

 

 

 

 

 

 

er das lange für unmöglich gehalten. Bis ihm ein aus dem Koma erwachter Mann genau sagen konnte, was die Ärzte an seinem Bett gesprochen hatten. Von da an dokumentierte van Lommel systematisch die Erzählungen seiner Patienten. „Unabhängig von der religiösen oder kulturellen Prägung, vom Lebensalter, von Medikamenten- oder Drogenkonsum haben ganz verschiedene Menschen dasselbe berichtet“, fasst van Lommel eine Studie zusammen. Die meisten hätten gespürt, dass die Liebe das Allerwichtigste sei. Allein in Deutschland soll es rund drei Millionen Menschen mit vergleichbaren Erfahrungen geben.

 

Viele hätten ihr Leben nach der Nahtoderfahrung auch stark verändert. Sie interessierten sich etwa mehr für spirituelle Fragen, auch noch viele Jahre später. So wie Werner Barz. Nach seiner Genesung arbeitete er als Suchtberater und Sterbebegleiter. „Ich habe gespürt, ich muss was zurückgeben“, sagt er. Und er leitet die Selbsthilfegruppe „NahTodErfahrung München“.

 

 

Der Kardiologe van Lommel zeigt sich überzeugt davon, dass es ein nicht-lokales Bewusstsein jenseits von Zeit und Raum gibt. Die Hirnrinde diene nur als „Schnittstelle“. „Noch gibt es aber mehr Fragen als Antworten“, räumt der Forscher ein. Skeptiker gibt es dafür viele. Die Hochschule erhielt vor dem Nahtod-Kongress viel wütende Post, sagt der Vizepräsident, Professor Godehard Brüntrup. „Wir wollen aus diesem Kongress keinen Beweis für das Jenseits liefern. Wir wollen ein Forum für Betroffene schaffen und das Thema aus der esoterischen Schmuddelecke herausholen.



Focus Online

Bericht im FOCUS-Online vom 16.11.2017

Redakteurin Lisa Kleine

 

Ein Tunnel, Licht und Liebe, Begegnungen mit verstorbenen Verwandten oder ein Film des eigenen Lebens: Wer eine Nahtoderfahrung gemacht hat, berichtet oft von Übernatürlichem. FOCUS Online hat mit Betroffenen gesprochen

 

 „Ich hatte panische Angst und merkte, wie sich die Lebensenergie zurückzog“, berichtet Godehard Brüntrup. Seine Hände und Füße seien kalt geworden, er habe gemerkt, wie die Durchblutung aufhörte. Der heutige Professor an der Hochschule für Philosophie in München sowie Jesuitenpater war Ende 20, als er ein Nahtoderlebnis (kurz NTE) machte. Damals litt er an einer Infektionserkrankung in deren Verlauf sich mehrere seiner Organe entzündet hatten.

 

„Man verschmilzt damit, ohne dass man sich auflöst“

 

„Ich befand mich in einem Schockzustand“, schildert Brüntrup. Doch dann sei er plötzlich in eine andere Welt umgestiegen – alles sei ganz schnell gegangen, als habe sich ein Schalter umgelegt. „Es war unglaublich schön.“ Der Jesuitenpater erzählt von absolutem Frieden, den er gespürt habe, von einem Tunnel mit Licht am Ende, von einer Welt voller Licht und Liebe, „man verschmilzt damit, ohne dass man sich auflöst“, beschreibt er. Seinen Körper habe er nicht mehr gespürt. „Drei Elemente waren es, die mich besonders beeindruckten: Frieden, Liebe und der Lebensrückblick.“ Doch letzterer sei in einer Hinsicht sogar sehr lückenhaft gewesen. Brüntrup beschreibt sich als intellektuellen Überflieger: Schon mit Ende 20 lehrte er an einer amerikanischen Universität. Doch dieser Aspekt sei in seinem Lebensfilm überhaupt nicht mehr vorgekommen, erinnert sich der heute 60-Jährige. Stattdessen habe er Situationen erlebt, in denen er Liebe empfunden habe, starke Empathie oder in denen er die Gefühle anderer verletzt hatte. „Dann war es schlagartig zuende.“

 

Auf dem 1. Münchner Nahtod-Kongress berichteten verschiedene Menschen mit Nahtoderfahrungen von dem, was sie erlebt hatten. Der Kardiologe Pim van Lommel war ebenfalls vor Ort und sprach über seine Erkenntnisse zu dem Phänomen.

  

Ähnliche Erlebnisse wie Godehard Brüntrup hat auch Anton Huber gemacht, der im Jahr 2003 zwölf Tage im künstlichen Koma und neun Monate im Krankenhaus lag. In dieser Zeit riss er sich irgendwann die Schläuche einfach heraus.

 

„Ich war noch nie so nah am Leben wie bei meinem Nahtod"

 

„Ich wollte nicht mehr leben“, erinnert er sich. Seine Lunge fiel zusammen, Wasser lief herein. Das EEG habe eine Nulllinie gezeigt, berichtet er – und weiter: „Ich war noch nie so nah am Leben wie bei meinem Nahtod.“ Zeit gebe es dort nicht. Raum auch nicht. Nur Licht und Liebe. Er sei mit allem verbunden gewesen, erzählt der ehemalige Schreiner. Auch seine Oma und seine Eltern seien dort gewesen.

 

Ein umstrittenes Phänomen: Lebt die Seele wirklich weiter?

 

Nahtoderfahrungen sind ein umstrittenes Thema. Sollte es etwa tatsächlich eine Seele geben, ein Bewusstsein, das unabhängig vom Körper und über den Tod hinaus weiter existiert? Oder ist der Mensch doch eher eine Art Computer, gesteuert von der Software Gehirn, ein Fernseher, der das Bild abschaltet, sobald der Stecker gezogen ist? Darüber lässt sich bestens diskutieren.

 

Die vorherrschende These der meisten Forscher ist letztere. Demnach sei alles Erleben an autobiographisch und kulturell geprägte Hirnprozesse gekoppelt. Eine NTE könnte etwa eine komplexe Halluzination sein.  Anderer Meinung ist Pim van Lommel. Der niederländische Kardiologe ist für seine  Forschung im Bereich der NTE bekannt und davon überzeugt, dass es ein „endloses Bewusstsein auch über den Tod hinaus

 

 

 

 

 

 gibt. Unser waches Bewusstsein sei nur ein Teil dieses endlosen, nicht-lokalen Bewusstseins.

 

Oft weisen NTEs dieselben Elemente auf

 

„Mehr als drei Millionen Menschen in Deutschland müssen eine NTE gehabt haben“, ist sich Pim van Lommel sicher. Auf dem Münchner Nahtod-Kongress belegt er seine Überzeugung eines „endlosen Bewusstseins“ zum Beispiel mit der Geschichte eines sechsjährigen Mädchens, das sich selbst über dem Krankenbett schwebend und gleichzeitig darauf liegend zeichnete – daneben zwei Personen, die eine Herzdruckmassage zur Wiederbelebung durchführen.

 

Was ist eine Nahtoderfahrung?

 

So uneinheitlich wie Nahtoderfahrungen ist auch ihre Definition. Die Erlebnisse müssen nicht mit unmittelbarer Todesnähe oder einer lebensbedrohlichen Situation zusammenhängen, sondern können dem niederländischen Kardiologen und Nahtodforscher Pim van Lommel zufolge auch während schwerer Erkrankungen, Depressionen, in Isolation, während einer Meditation oder sogar ohne offensichtlichen Grund auftreten.

 

Grundsätzlich weisen viele Nahtoderfahrungen van der Lommel zufolge ähnliche Elemente auf, etwa das Bewusstsein des eigenen Todes, positive Gefühle, außerkörperliche Erfahrungen, Tunnelerlebnisse, Kommunikation mit Licht, Begegnung mit verstorbenen Verwandten, Lebens-rückblicke und einige mehr. Doch längst nicht alle Nahtod-Erfahrungen sind gleich – und nicht alle positiv. Roland F., der einen Massenunfall auf der Autobahn überlebte, nennt seine Erfahrung „eine Höllenfahrt“. Roland F. verbrachte nach seinem Unfall mehrere Monate auf Intensivstationen verschiedener Krankenhäuser, wurde dort mehrfach operiert, lag im Koma und im Wachkoma. Er habe mit bösen Geistern zu kämpfen gehabt, unter anderem mit einem riesigen Wesen, das ihn auf die Probe stellte. Trotz der schlimmen Erlebnisse, zieht Roland F. heute ein positives Fazit seiner NTE. Er habe es als bestandene Prüfung wahrgenommen.

 

Intensive Träume oder reale Erfahrungen

 

Sind Nahtoderfahrungen real? Oder vielleicht doch nur ein intensiver Traum? Die meisten Nahtoderfahrenen sind sich in dieser Frage einig. „Es ist anders als ein Traum“, sagt Philosophieprofessor Brüntrup. Es komme einem viel realer vor. Zudem verändert eine NTE die meisten Menschen, die sie machten. Oft tritt Brüntrup zufolge ein völliger Verlust der Angst vor dem Tod auf, Spiritualität erhalte ein höheres Gewicht und tiefe Empathie- und Gefühlsfähigkeit seien die Folge. Die Scheidungsrate liegt laut van Lommel nach einer NTE zudem bei mehr als 70 Prozent.

 

„Mein Leben wurde um 360 Grad verändert“

 

Brüntrup selbst brauchte drei Jahre, um mit der Erfahrung klarzukommen. Lange habe ihn der Gedanke verfolgt, dass er eigentlich woanders hingehöre. Groß reden wollte er darüber aber nicht. Menschen in seiner Umgebung bemerkten die Veränderung dennoch. Er sei viel empathiefähiger geworden. Nahtod-Erfahrener Anton Huber bestätigt das: „Mein Leben wurde um 360 Grad verändert.“ Seine Frau sei der Meinung gewesen, er sei doch ausgetauscht worden.

 

Eine Nahtod-Erlebnis muss eines Erlebnis sein – soviel ist sicher. Vieles andere bleibt Spekulation. Ob nach dem Tod etwas passiert und was genau das ist, bleibt reine Glaubenssache. Sicher ist nur: Wir alle werden es einmal erfahren.

  

 



   Unser Leitgedanke      

Wir versuchen, mystische Erfahrungen an der Grenze des Erklärbaren auszusprechen und bitten anerkannte Wissenschaftler,

uns dabei zu unterstützen.